vor geraumer Zeit entdeckte ich Teilesätze mit 3d Druckbauteilen für eine TU 47 Lokmotive sowie den passenden Balm/u Beiwagen. Da ich der Vergangenheit mehrmals die JHMD in Südböhmen besucht habe und die Kombination aus Lok und einem Personenwagen sehr gut für die Umsetzung auf der Modellbahn hielt war meine Begeisterung groß. Ich hatte bereits in der Vergangenheit ein paar Gedanken daran verschwendet eine solche Garnitur selbst zu bauen, jedoch schreckte ich aufgrund der komplexen Geometrie an der Front vor der TU 47 zurück.
Angeboten werden die beiden Teilsätze von dem tschechischen Anbieter Marcus Models (https://www.marcus-models.cz/internetovy...elova-zeleznice). Ich habe die Teilesätze direkt auf der Webseite bestellt. Der Teilsatz der Tu 47 kostet ca. 140€ und der des Personenwagens ca. 190€. Es gab keine Probleme und Rückfragen wurden per Email (auf Englisch) umgehend beantwortet. Ich musste ca. 8 Woche warten, insofern sollte man es nicht zu eilig haben... Die Modelle wurden ursprünglich in 1:22,5 entwickelt und die Zusammensetzung für Spur 0 leicht modifiziert. Mit Hilfe eines Übersetzungstools kann man in einen tschechischen Forum mehr dazu lesen oder sich einfach die Bilder ansehen. http://diskuze.modely.biz/viewtopic.php?f=36&t=11777
Zum Vorbild: Die Loks der Reihe Tu47 wurden in zwei Serien für die CSD bei CKD Sokolov gebaut. Neben den 21 Loks für die CSD wurden noch 45 Loks als Reihe Tu3 für die Sowjetunion gefertigt. Das von Marcus Models angebotene Modell entspricht eine Lokomotive aus der zweiten Serie (Tu47 007 bis 021). Zu beachten ist, dass die heute noch im Einsatz befindlichen Lokomotiven zum Teil erheblich modernisiert wurden und sich damit in einigen Details unterscheiden. Zeichnung der Loks aus der zweiten Serien ( Tu47 007 bis 021); Quelle: https://www.parostroj.net/vozidla/TU47/TU47.htm
Tu 47 007 bei Rangierarbeiten in Jindrichuv Hradec (Foto: Anton Nerb)
Die Personenwagen der Reihe Balm/u wurden 1965/66 in einer Stückzahl von x für die CSD gefertigt. Auffällig ist, dass die Wagen keine Übergänge besitzen und mich an einen Triebwagenanhänger erinnern. Zusammen mit den Loks der Baureihe bildeten die Wagen meiner Meinung nach ein fortschrittliches Angebot auf den tschechischen/ slowakischen Schmalspurbahnen in den 60er Jahren. Diese Garnituren prägen bis heute den Verkehr auf den tschechischen Schmalspurbahnen (Osoblaha, JHMD ruht derzeit).
Leider rächt es sich nun, dass ich den Bau der Modelle nicht von Anfang an dokumentiert habe. Ich versuche euch dennoch kurz und knapp den Inhalt der beiden Teilesätze darzustellen. Sofern nicht anders angegeben handelt es sich immer um gedruckte Teile
Tu 47 Lokomotive
- Das Gehäuse besteht aus einem Rahmen, einem Wagenkasten und einem Dach. Leider sind die Bauteile nicht als ein Bauteil gedruckt, sondern in zwei Hälften geteilt, sodass der Lokkasten aus insgesamt sechs Bauteilen besteht. - Drehgestellblenden - Ein „Sammelsurium“ an Bremsschläuchen und Makrofonen, die auf eine Platte gedruckt sind - Aufnahme für Drehgestellt (vermutlich für ursprüngliche Konstruktion in 1:22,5 mit LGB Drehgestellen) - Vorgeschnittene Fensterscheiben - Messingplatine mit Lüftergittern, Scheibenwischern, Beschilderung (erhaben) - Nassschiebebilder (weiße Schrift), für ursprüngliche CSD Ausführung (keine Zierlinien)
Tu 47 Lokkastenteile
Tu 47 Lokkastenteile, Draufsicht
Tu 47 Lokkastenteile, bereits jeweils der Länge nach geklebt
Bremsschläuche, Makrofone sowie Drehgestellblenden
Messingplatine Tu 47 hier ohne Lüftungsgitter
Balm/u Personenwagen - Das Gehäuse besteht ähnlich der Lok aus einem Rahmen, einem Wagenkasten und einem Dach. Auch hier sind alle drei „horizontalen Einheiten“ in zwei Hälften geteilt, sodass der Wagenkasten aus insgesamt sechs Bauteilen besteht. Hier ist der Schleifaufwand höher, um die Übergänge zu kaschieren, als bei der Lok. - Bauteile für Drehgestelle (Rahmenteile + Blenden), allerdings war die Breite leider nicht passen für 16,5mm Spurweite - Ein „Sammelsurium“ an Bremsschläuchen - Sitze für den Innenraum - Rahmen für die Trittstufen (außen) - Messingplatine mit Gittern für Trittstufen, erhabene Beschriftungen, Griffstangen, Lüftung (Toilette), Blenden an den Wagenkastenenden - Nassschiebebilder (gelb) für CSD Beschriftung
Wagenkasten des Balm/u Personenwagen, die unteren vier Teile sowie das Dach sind jeweils schon zusammengeklebt
Drehgestellte bereits zusammengeklebt, wobei mir hier ein paar Fehler unterlaufen sind…
Sitze, Rahmen für Trittbretter, Lüfter (diese sind jedoch bereits auf das Dach gedruckt)
Messingplatine zu Balm/u Personenwagen
Meinen Vergleichen nach sind die Modelle weitestgehend maßstäblich in 1:45 gehalten.
heute setze ich meinen Bericht mit dem Antrieb der Tu47 fort. Eine anfängliche Anfrage bei Marcus ergab, dass keine konkrete Antriebslösung in Spur 0 vorgesehen ist. Damit war klar, dass ich meine eigene Lösung suchen muss.
Fahrwerk Tu 47 Der Rahmen besitzt im Bereich der Drehgestelle je einen rechteckigen Ausschnitt. Zusätzlich liegen dem Teilesatz mehrere 3d Druckteile für eine Drehgestellaufnahme bei. Diese waren für mich allerdings nicht von Nutzen, da sie vermutlich in der 1:22,5 Version für einen LGB Antrieb konstruiert wurden. Ein kompletter Eigenbau schied für mich mangels Erfahrung aus und eine Alternative zu den anpassbaren BullAnt Antrieben habe ich bisher nicht gefunden. Somit machte ich mich auf Suche nach einem passenden Spenderfahwerk aus dem H0 Bereich. Letztlich habe ich mich für das Fahrwerk einer DR V180 (4-achsig) von Piko entschieden. Folgende Abmessungen ergeben sich in 1:45:
1 2 3 4
Bezeichnung Maß Original 1:45 Piko V 180 Drehzapfabstand 7000mm 155,6mm 140mm Achsstand (Drehgestell) 1800mm 40mm 40mm Raddurchmesser 760mm 16,9mm 10mm
Der Achsstand passt für mein Vorbild sehr gut. Den Drehzapfabstand konnte ich mit einer Verlängerung des Rahmens um die fehlenden Länge anpassen. Dazu sägte ich den Rahmen zwischen der Halterung für den Motor und einem Drehgestell auseinander und verlängerte ihn mit Messingprofilen. Auf dem Foto schimmert die Messingverlängerung noch etwas hervor. Als Kompromiss bleibt der deutlich zu kleine Raddurchmesser. Ursprünglich dachte, dass sich das durch die Drehgestellblende verbergen lässt. Leider stimmt das nur teilweise. Durch diesen Trick hängt die Drehgestelleblende zu tief und je nach dem, wie man die Lok betrachtet sind auch Teile des H0 Fahrwerks sichtbar. Der Bauraum der Drehgestellaufnahme ist auch so beengt, dass man die Räder nicht so einfach gegen größere tauschen kann (meiner Schätzung nach max. 12mm Durchmesser möglich). Für den Moment werde ich dennoch mit diesem Kompromiss leben.
Neben der Länge habe ich noch folgende Änderungen an dem Fahrwerk vorgenommen: An beiden Enden, die Puffer sowie den unmittelbar dahinter liegenden Bereich abgesägt - Überstehende Bereiche, nähe der Drehgestelle abgefeilt - Kardanwelle verlängert - Aufliegefläche für Wagenkasten mittels Kunststoffprofilen geschaffen
Verlängertes Piko Fahrwerk
Piko hat die Drehgestellblende als integrales Bauteil mit der unteren Abdeckung der Drehgestelle konstruiert. Die Konstruktion habe ich mir Zueignen gemacht indem ich mit der Tischkreissäge die Außenseite der Drehgestelle abgesägte habe, sodass eine plane Fläche entstanden ist. Teilweise überstehende Teile habe ich noch weggeschnitten. Auf diese Fläche habe ich nun die neuen Drehgestellblenden für die Tu 47 geklebt.
Seitenansicht mit Zeichnung im Hintergrund, dabei erkennt man die zu niedrige sitzende Drehgestellblende
Seitenansicht aus etwas höherer Perspektive, dabei fällt es meines Erachtens weniger stark auf
Gruß Anton
edit: Beitrag um Montage der Drehgestellblende sowie weiterer Bilder ergänzt
ich habe heute die vorherigen Beiträge noch im ein paar weitere Infos und Bilder ergänzt.
Darüber hinaus gibt es auch vom Vorbild erfreuliche Neuigkeiten. Zumindest auf einem kurzen Teilstück (Nova Bystrice - Hurky) gibt es seit Samstag wieder tägliche Fahrten. Ich hoffe es geht bald weiter... Ein paar Infos dazu findet man auf der Webseite der Bahn sowie bei Facebook: https://uzkokolejky.cz/?fbclid=IwY2xjawE...BDUppIlnx0EZcPg https://www.facebook.com/jhmd.cz/
Als Zugabe noch zwei Bilder von mir aus dem früheren Planbetrieb.
ein kleines Update zum Bau der Tu 47. Inzwischen sind die Beschriftungen angebracht. Für die Bilder habe ich das Dach nur auf den Wagenkasten gelegt. Wenn die Arbeiten im Innenraum sowie die Beleuchtung abgeschlossen sind, soll es angeklebt werden.
heute möchte ich euch den Baufortschritt des Balm/u Personenwagens vorstellen. Die Lackierung ist fertiggestellt und die Beschriftung mittels Nassschiebebildern ist angebracht. Abschließend habe ich den Wagenkasten mit mattem Klarlack lackiert. Leider ist bei Lackieren auch ein größeres Missgeschick passiert. Das Lage dabei kurze Zeit in der Mittagssonne. Dabei hat es sich wie eine Banane verformt und meinem Eindruck nach auch in Länge verändert. Mit Erwärmen konnte ich das Dach zwar wieder halbwegs in Form bringen, allerdings liegt es nun nicht mehr (wie ursprünglich geliefert) sauber auf dem Wagenkasten auf.
Im Innenraum ist inzwischen die Bestuhlung sowie etwas Farbe hinzugekommen. Nun fehlen noch die Fenster sowie die Beleuchtung samt Elektronik.
Die Drehgestelle hoffe ich für das nächste Fahrzeug noch etwas überarbeiten zu können.
Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden
Offline
